Die Lebensweisen der Bienen Deutschlands
Aktivitätszeitraum
Alle heimischen Bienen decken den Proteinbedarf des Nachwuchses hauptsächlich mit Pollen. Die beste Zeit, um Bienen zu beobachten ist deshalb in der Vegetationsperiode. Diese erstreckt sich in unseren Breiten von ungefähr Mitte Februar beim Erscheinen der Frühblüher - wie Schneeglöckchen, Krokussen und Weiden - bis in den Oktober, wenn der Efeu als eine der letzten Pflanzenarten im Jahr Pollen für Bienen bereitstellt.
Die meisten Bienenarten können nur in einem kurzen Zeitraum im Jahr beobachtet werden, da sie einen Aktivitätszeitraum von lediglich vier bis sechs Wochen haben.
Hinzukommt, dass die meisten Bienen nur eine Generation im Jahr hervorbringen, was bedeutet, dass der Nachwuchs das restliche Jahr verborgen im Nest verbringt und erst im Folgejahr schlüpft. Ein Beispiel hierfür ist die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) die nur im Frühling beobachtet werden kann.
Andere Arten können mehrfach im Jahr beobachtet werden, wie z.B. die Gemeine Sandbiene (Andrena flavipes), die zwei Generationen im Jahr durchläuft, eine im Frühling und eine im Sommer. Oder die Große Blutbiene (Sphecodes albilabris), die zwar nur eine Generation im Jahr hervorbringt aber noch im selben Jahr schlüpft, um sich zu verpaaren.
Auch wenn die Arbeiterinnen völkerbildender Arten, zu denen die meisten Hummelarten gehören, nur für kurze Zeit aktiv sind, können diese Arten fast die gesamte Vegetationsperiode über beobachtet werden, da die Völker mehrere Generationen von Arbeiterinnen im Jahr hervorbringen.
Durch die verschiedenen Lebensweisen lässt sich in einem Gebiet, während der Vegetationsperiode, in einem beinahe monatlichen Rhythmus eine neue Bienenvielfalt beobachten.
Lebensweise der Geschlechter
Bei allen Arten tauchen die Männchen kurz vor den weiblichen Geschlechtstieren auf, um sich anschließend mit ihnen zu paaren. Bei manchen Arten, von denen viele am Hinterleib mit Dornen bewaffnet sind, finden Paarungskämpfe zwischen den Männchen statt.
Ein Beispiel sind die Männchen der Gartenwollbiene (Anthidium manicatum), die darüber hinaus auch eigene Reviere verteidigen, in denen nur Weibchen der Art toleriert werden. Männchen derselben Art und andere Bestäuber werden aktiv bekämpft.
Allein die Weibchen kümmern sich, nach einer erfolgreichen Paarung, um den Nachwuchs.
In ihrem kurzen Zeitraum der Aktivität müssen sie sich paaren, einen Nistplatz suchen, Vorräte an Nahrung anlegen, Eier ablegen und ihre Nester sorgfältig verschließen.
Solitäre Arten
Der Großteil der Arten lebt solitär, was bedeutet, dass ein Weibchen eigenständig Nachkommen versorgt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich Weibchen derselben Art meiden. Häufig können größere Nistaggregrate beobachtet werden, in denen viele Weibchen Nester nebeneinander anlegen.
Primitiv-eusoziale Arten
Zahlreiche Hummeln und einige Arten von Furchen- und Schmalbienen weisen eine primitiv-eusoziale Lebensweise auf, die eine Königin und oft mehrere Generationen von Arbeiterinnen umfasst.
Völker dieser Art werden meist im Frühjahr von einem Weibchen gegründet und wachsen im Laufe des Jahres weiter an. Erst spät im Jahr werden Drohen und Jungköniginnen produziert, die noch im selben Jahr ausfliegen, um sich zu paaren. Nur die Jungköniginnen überwintern, um im darauffolgenden Frühling neue Völker zu gründen.
Hoch-eusoziale Arten
Die einzige in Deutschland vorkommende hoch-eusoziale Art ist die Honigbiene.
Diese bildet mehrjährige Völker und es gibt deutliche morphologische Unterschiede zwischen der Königin und den Arbeiterinnen. Zudem findet hier die Volksgründung nicht nur durch eine Königin statt, sondern durch eine Königin und mehrere tausend Arbeiterinnen.
Parasitische Arten
Die parasitisch lebenden Wildbienenarten, auch Kuckucksbienen genannt, haben eine deutlich andere Lebensweise:
Sie legen ihre Eier in die Nester anderer Bienenarten, ohne dabei entdeckt zu werden, z. B. während der Wirt auf Nahrungssuche ist.
Im Unterschied zum heimlichen Ablegen von Eiern übernehmen dagegen die Kuckuckshummeln direkt die Hummelnester. Teilweise wird dabei die Wirtskönigin umgebracht und die Arbeiterinnen der Wirsart kümmern sich anschließend um den Nachwuchs der Kuckuckshummel.
Alle Kuckucksbienen sind in einem Lebensraum von dem Vorkommen einiger weniger Wirtsarten abhängig.
Ernährung
Die erwachsenen Bienen ernähren sich fast ausschließlich von zuckerhaltigem Nektar, während die Larven auf den proteinreichen Pollen angewiesen sind. Oft werden diesem in kleinen Mengen Nektar und/oder pflanzliche Öle zugesetzt.
Etwa ein Drittel der nestbauenden Bienenarten (ohne parasitische Bienen) sind oligolektisch und auf ganz bestimmte Pflanzenarten angewiesen, im Vergleich zu den polylektischen Arten, die bei unterschiedlichen Pflanzen Pollen sammeln.
So sammelt z.B. die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) ausschließlich Pollen von Pflanzen aus der Gattung der Natternköpfe (Echium sp.). In Gebieten, in denen keine Natternköpfe vorkommen, kann auch diese Wildbienenart nicht existieren.
Alle spezialisierten Bienen leben solitär und erscheinen nur in der Blühperiode ihrer Wirtspflanze. So lässt sich z.B. die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga), die auf Weidenpollen spezialisiert ist, nur im Frühjahr beobachten.


Da Bienen Nester für ihre Nachkommen bauen, muss der Pollen zum Nest transportiert werden.
Im Unterschied zu den nah verwandten Grabwespen, die ihre Beute meist mit den Mundwerkzeugen transportieren, benötigen die Weibchen der nestbauenden Bienen für den Pollentransport spezialisierte Körperteile.
Alle Bienen besitzen hierfür gefiederte Haare, an denen der Pollen elektrostatisch haftet. Der Großteil der heimischen Arten sammelt den Pollen an den Hinterbeinen. Andere sammeln ihn an einer dichten Haarbürste auf der Unterseite des Hinterleibs und



Nistweise
Nestbau
Alle nestbauenden Bienen konstruieren kleine bienengroße Zellen für ihren Nachwuchs, in denen je ein Pollenvorrat und ein Ei ablegt werden. Die Entwicklung des Nachwuchses vom Ei bis zur adulten Biene findet dann in der Zelle statt.
Verwendung vorhandener Hohlräume


Ein Teil der Arten ist auf röhrenförmige Hohlräume angewiesen, die bereits in der natürlichen Umgebung vorhanden sind.
In der Natur erstehen diese Hohlräume zumeist durch Käfer, die im Totholz leben oder durch verlassene Schneckenhäuser. Heutzutage finden viele dieser Bienenarten geeignete Nistplätze in Insektenhotels, die durch den Menschen bereitgestellt werden.
In diesen länglichen Hohlräumen werden sogenannte Linienbauten angelegt, bei denen die einzelnen Nistzellen hintereinander angelegt werden. Dabei zieht die Biene hier nach jeder angelegten Zelle eine Zwischenwand, die z. B. aus angefeuchtetem Bodensubstrat gemauert wird.
Bohrung eigener Nistgänge



Viele Arten bearbeiten vorhandene Naturmaterialien, um Hohlräume zu kreieren. Der Großteil der heimischen Arten nistet im Boden und gräbt hierfür tiefe Tunnelsysteme, die bei manchen Arten bis zu 60 cm tief sein können.
Oft kann man diese Niststätten an den typischen Auswurfhügeln erkennen. In diesem Tunnelsystem werden anstelle von Linienbauten häufig Seitengänge zu einzelnen Nistzellen angelegt.
Einige Arten sind spezifisch auf Steilwände angewiesen, um dort ihre Nester anzulegen. Ein paar wenige Arten entfernen stattdessen das Mark aus Stängeln von z.B. Holunder oder Brombeere und wieder andere bohren sich in Totholz, um dort ihre Linienbauten anzulegen.
Konstruktion eigener Brutzellen



Einige Arten bauen die gesamte Brutzelle selbst. Am bekanntesten sind die Honigbiene und die nicht parasitischen Hummelarten, die ihre Nester in großen Hohlräumen - wie Spechthöhlen oder Mauselöchern - aus eigens produziertem Wachs Zellen bauen. Weniger bekannt sind die Mörtel- und Harzbienen, von denen einige Arten freihängende Zellen aus Bodensubstrat oder Harz bauen.
Nistmaterialien








